zu!

Ich mag keine Touristen, die sich abwertend den Indern gegenueber verhalten und ich mag auch keine Inder, die dasselbe Verhalten gegenueber Touristen zeigen. Vor mir sitzen 3 englisch sprechende Weisse, die sich ueber indische Fruehstueckskombinationen laecherlich machen. Ich meine, ich kann es verstehen, wenn man nach wochenlangem Reisen in Indien ein Ventil braucht um den Reisefrust loszuwerden. Aber ich finde es traurig, wenn man das Ventil an den Einheimischen explodieren laesst, astatt sich vielleicht einfach mal zurueckzuziehen. Mit “zurueckziehen” meine ich fuer einen oder zwei Tage laenger an einem Ort zu verweilen, was in Anbetracht der speed-traveller-Mentalitaet meist schon das hoechste der Gefuehle ist.

Warum faellt es uns Menschen so schwer verantwortlich mit unseren Urteilen umzugehen und weshalb scheint es immer erst die anderen zu treffen bis wir bereit dafuer sind zu verstehen?

Ich bin seit vorgestern Abend in Varanasi. Das herausragende Ereignis meiner langen Zugreise von Udaipur nach Varanasi war wohl mein Stop in Agra. Das Taj Mahal war mein Ziel. Aber es hatte ZU! – es war Freitag! Als ich diesen Fakt erfahren habe, stand ich erstmal da und wusste nicht, ob ich laut schreien oder lachen soll. Ich entschied mich fuers Lachen und sah statt der grossen illusorischen Gruft eben einige andere Sehenswuerdigkeiten der Umgebung unter anderem das sogenannte “Baby Taj”. Raj, ausgesprochen Raaatttsschh fuhr mich mit seiner fast auseinander fallenden Rikscha durch die Gegend, gab mir unverstaendliche und  unmmissverstaendliche Weisheiten mit auf den Weg und kaute ununterbrochen Paan, den er rhythmisch vor,  hinter und neben sich ausspuckte. In Gebieten, wo es den Betelpfeffer (Blaetter einer Kletterpflanze) nicht gibt, kaufen sich die Inder kleine Paeckchen mit kieselsteinartigen Brocken, schuetten sich den Inhalt in den Mund, kauen darauf herum und spucken ihn dann aus. Deshalb gibt es auf den Strassen ueberall kleine rote Pfuetzen. Ziemlich ecklig by the way. Hier in Varanasi gibt es dies Pflanze und

Wikipedia sagt :

Neben der ayurvedischen medizinischen Verwendung der Pflanze werden die Blätter des Betelpfeffers in Indien und Teilen Südostasiens als Munderfrischer gekaut. Zu den wirksamen Substanzen des in den Blättern enthaltenen ätherischen Betelöls gehören Eugenol und Eukalyptol sowie Terpentine. Dazu werden Betelblätter wird gelöschter Kalk (Calciumhydroxid) und geriebene Betelnuss (Arekanuss) –  zu einer Paste verarbeitet – sowie eine Gewürzmischung (pan masala) bestehend aus Kardamom, Anis, Pfefferminze, Kokos und anderen gewickelt und mit einem Zahnstocher oder einer Nelke zusammengehalten. Es gibt auch Zubereitungen zusätzlich mit Tabakpulver und Koriandersamen.

Betelblätter werden als stimulierendes Mittel und Antiseptikum verwendet. In der ayurvedischen Medizin wird ihnen aphrodisische Wirkung nachgesagt. In verschiedenen südostasiatischen Ländern findet Betelpfeffer als Heilmittel gegen Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Arthritis und Gelenkschmerzen aber auch als Antibiotikum oder bei Verdauungsschwierigkeiten Verwendung.

Betelblaetter

hier das Resultat – meist sind die Zaehne blutrot bis knallrot.

Ich denke mein Rikschafahrer nutzte Paan hauptsaechlich wegen der aphrodisiernden Wirkung und ich glaube es tut ihm ganz gut etwas mehr Farbenin seinem Leben zu sehen, als nur dem permanenten Gehupe und den Auspuffgasen ausgesetzt zu sein.

Mein Zug nach Varanasi hatte ueber 6 Stunden Verspaetung und gluecklicherweise traf ich Undine und Xaver, die den langen ride kurzweiliger machten. Die beiden erfuhren ihre erste Zugreise am eigenen Leibe und werden sicherlich fuer ihre naechste ein paar Decken auf dem Bazar kaufen. Ich mag die beiden sehr gerne. Xaver redet viel und lange und gibt alle moeglichen Informationen und Geschichten zum Besten. Aber er kann auch zuhoeren und ist interessiert und dementsprechend sind die Konversationen echt anregend. Undine und ich mussten uns manchmal mit den Augen unterhalten, wenn Zaver mal wieder eine bereits erzaehlte Geschichte noch einmal zum Besten gibt.