Heute war ich das erste Mal in einem richtigen Friseursalon! Also ich meine bei einem richtigen Friseur mit einem schicken Waschbecken, bei dem man den Kopf nach hinten kippt und sich die Haare waschen und massieren lässt. Der Kopfneigewinkel war reichlich unbequem, aber die Kopfmassage war sehr angenehm. Der Friseursalon hieß “About Beauty” und meine Friseurin Lisa. Sie ist Chinesin und vor 19 Jahren in die USA eingewandert. Ich sagte ihr, dass sie nach meiner Mutter die erste Friseurin ist, die meine Haare schneiden darf. Ja, liebe Mutsch, ich hab mich tatsächlich getraut mich unter die Schere einer anderen Friseurin zu begeben. Überraschenderweise war mir überhaupt nicht mulmig zumute, aber ich war dennoch vorsichtig und bat Lisa mir nur die Spitzen zu schneiden mit ein wenig stufigem Pepp. Wenn alles gut läuft, dann kann sie mir beim nächsten Mal vielleicht sogar meine Haare kurz schneiden. Sie fragte mich die exakt gleiche Frage, die mir meine Mutter am Anfang auch immer stellt:,,Auf welcher Seite trägst Du normalerweise Deine Haare?” Continue reading
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31.12.2011
Hey!
Ich habe den Text gestern geschrieben :
Am sonnigen Dienstagnachmittag nach einer 24 Stunden Flugreise wurde ich von Rajendra mit einer Schüssel knackigem Salat empfangen! Ich musste so lachen, denn ich habe zwar eine Schüssel Salat bestellt, dass ich sie aber direkt am Flughafen bekomme, damit habe ich nicht gerechnet.
Heute ist es grau, diesig und es nieselt vor sich hin. Das Jahr 2011 neigt sich seinem Ende zu und fuer die meisten wird es wohl langsam Zeit sich zu ueberlegen, wo man den Abend verbringen moechte. Jedes Jahr die gleiche Frage. Jedes Jahr die gleiche Ungewissheit und jedes Jahr der gleiche Frust. Na, vielleicht nicht JEDES Jahr
Die Stimmung in den Strassen von Oakland ist gut. Es scheint etwas in der Luft zu liegen. Etwas, das sich nach Erwartung, Euphorie und Feiern anfuehlt.
Die Cafes sind an diesem Nachmittag alle voll und es wird lautstark, wie es sich fuer richtige Amis gehoert gechatted. Ich kann mich hier leicht unters Volk mischen und fuehle mich in meiner Anonymitaet sauwohl. ENDLICH anonym! Nachdem ich fuer 2 Monate im Brennpunkt der indidschen Aufmerksamkeit stand, geniesse ich den Luxus der Anonymitaet in vollen Zuegen. Ausserdem die Leichtigkeit der Menschen, die echt entspannter und meist freundlicher als wir Deutschen sind … dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb faellt es mir nicht leicht deep conversation mit ihnen zu fuehren.
Wenn ich dieses Jahr revue passieren lasse, dann schwappen viele Gefuehle ineinander und purzeln nur so durch meinen Koerper. Es gab enorm viele Gluecksmomente und ich habe mich gleichzeitig noch nie so verloren gefuehlt. Wohin, wohin, wohin???!!! Immer wieder diese Frage. Ich war so oft genervt und frustriert von mir und von allem um mich herum. Oft zweifelte ich an meinem Gefuehl das Richtige zu tun und die Kraft der Zuversicht liess nach. In Verlorenheitsmomenten wollte ich nur, dass diese Reise endlich zuende ist.
Aber ich habe verstanden, dass ich sie nicht einfach so beenden kann, nur weil ich gerade muede und erschoepft bin. Ich darf diesen Emotionsdschungel erleben um mehr Klarheit in mein Leben zu bringen. Und im Dschungel lauert bekanntlicherweise alles mögliche Unberechenbare. Ich mag das Gefuehl nicht zu wissen, was unter dem naechsten Bananenblatt liegt oder welches Tier mir ueberraschenderweise aus dem Dickicht entgegen springt. Die Sensibilisierung und Schaerfung meiner Sinne in diesem Dschungel fuehlen sich sinnvoll an.
Es ist mein Weg, ob er nun richtig ist oder nicht steht eh nicht zur Debatte, da ich ihn gehe. Ich fuehle, dass das Ende des Reisens ohne Haus naeher rueckt. Vertrauen und Zuversicht lassen mich schon nicht im Stich.
Mein Wunsch fuer 2012 ist klar:
Ich gehe, laufe, renne, wandere, tanze, contacte, butohe, vipassane bis ich den Platz gefunden haben, den ich brauche um zur Ruhe zu kommen. Egal wo, egal mit wem, egal mit welchem Job. Ich wuensche mir einen Ort zum Leben, einen Ort zum Sein, einen Ort zu dem ich zuerueck kommen kann, wenn ich durch die Gegend fliege, einen Ort, an dem ich die Moeglichkeit habe zu verdauen, zu wachsen und einen Ort zu “wurzeln”
HAPPY NEW YEAR my friends!
Vielleicht wird es ja so oder so ähnlich vor meinem Heim aussehen … ich hoffe allerdings auf schönere Gartenmöbel und kein Plastik 🙂
…
Beutenlay
Gestern Nachmittag war ich draußen in der Herbstsonne und legte mich für lange Zeit unter diesen Baum. Ich kenne diese Buche schon eine ganze Weile und besuche sie fast immer, wenn ich in Münsingen bin.
Ich hing meinen Gedanken nach und die drehten sich hauptsächlich um die Frage: Wo gehöre ich hin? Das Chaos in meinem Hirn, der Lärm um viel und nichts wurde immer lauter und meine Emotionen vibrierten mich. Allmählich wurde das lärmendes Hirn leiser, Stille breitete sich aus und mir wurde klar, dass ich jetzt unter dieser Buche liegend am richtigen Platz bin. Dort gehörte ich hin. Ich fühlte mich angekommen und Zuhause für diesen Moment an diesem Mittwochnachmittag.
Dann geschah etwas Außergewöhnliches. Ganz plötzlich waren Dutzende von laut kreischenden Krähen über mir. Sie flogen wie wild durch die Baumkronen, drehten über mir ihre Kreise und zickzackten auf und ab. Manche ganz nah an mir vorbei. Etliche Bucheckern landeten auf meinem Kopf. Es war aufregend, aber ich fühlte mich da im Herbstlaub liegend auch ehrlich gesagt nicht mehr so ganz wohl und stand auf. Eine Krähe ist ja auch kein Spatz! Das laute Gekreische hielt noch eine ganze Weile an, dann waren die Vögel von einem Moment auf den anderen wieder verschwunden. Nichts erinnerte mehr an sie. Es war still. Komisch.
Als ich weiter ging traf ich meinen alten Biologie Lehrer! Er konnte sich nicht mehr so recht an mich erinnern, das war schön.
Meine kleine Wanderung führte mich weiter nach oben. Es geht mir gut, wenn ich “oben” bin. Egal ob es der Gipfel eines Berges, der Turm einer alten Ruine, eine Dachterasse oder ein Festersims im 4 Stock ist. Auf einer Bank entdeckte ich ein glitzerndes Schild mit folgenden Versen:
Goethe macht glücklich
willst du immer weiter schweifen
Sieh, das Gute liegt so nah
Lerne nur das Glück ergreifen,
denn das Glück ist immer da.
Tja, wo werde ich morgen hingehören. Ich weiß es nicht. Planmäßig hebt mein Flieger um 12:05h in Stuttgart ab. Dann gehöre ich wohl 2 Tage wieder dem “Unterwegs sein” bis ich das ´Ortsschild` Dharamsala durchschreite.