Mit sechs Jahren Verspätung, aber schliesslich dennoch sieben Stunden früher als angekündigt ist der östliche Teil der Bay Bridge, die von San Francisco über die Insel Yerba Buena nach Oakland führt, am 2. September für den Verkehr freigegeben worden. Die elegante Hängebrücke wurde parallel zur alten, seismisch gefährdeten Brücke erstellt. Ein Teil der letzteren war bei einem schweren Erdbeben im Jahre 1989 eingestürzt. Die Kosten beliefen sich auf 6,4 Milliarden Dollar, das Fünffache des vorgesehenen Betrages. Die neueröffnete, 800 Meter lange, an einem 160 Meter hohen Pylonen verankerte Brücke, an die sich eine zweieinhalb Kilometer lange Zufahrtsrampe anschliesst, war das bisher teuerste staatliche Projekt Kaliforniens.
Rajendra und ich sind mit unseren Rädern letzte Woche über die neue Brücke geradelt. Dass der Weg für Fahrradfahrer in der Mitte einfach aufhört, wußte ich natürlich nicht und ich war ehrlich perplex so plötzlich vor zwei “path closed” Schranken zu stehen. Wir konnten uns nicht so recht erklären, warum es 2 Schranken gab, hätte eine nicht gereicht? Um den Fahrradweg verlängern zu können, muss erst einmal die alte Brücke abgetragen werden. Ich bin gespannt, wann das passieren wird.
So spannend und interessant die Brückenüberquerung auch war, hauptsächlich war es laut. Lastwagen, Autos, Motorräder und Busse machen einfach viel Lärm und sind zusätzlich enorm stinkig. Ich bin mir sicher, dass sich die heftig schnaufenden Jogger keinen großen Gefallen tun, wenn sie tagtäglich durch den Kohlendioxidnebel laufen. Außerdem frage ich mich, warum der Fahrradweg nicht auf der anderen Seite der neuen Brücke gebaut wurde mit Blick auf Angel Island und Alcatraz. Nicht dass der Anblick von Oaklands riesengroßen Kränen nicht auch seinen Reiz hätte, die unbeeinträchtigte Weite der Natur auf der anderen Seite ist dennoch anziehender.
Und noch eine kleine Randbemerkung: Nach dem Instandsetzen des herabgefallenen Teilstücks der oberen Fahrbahn nach dem Erdbeben, schweißte einer der Arbeiter einen ca. 50 cm kleinen Troll von aussen an die reparierte Brückentrasse. Diese Figur wurde von Bill Roan geschmiedet. Es sollte als Glücksbringer dienen und konnte von den Autofahrern nicht gesehen werden. Ich würde ja dafür plädieren, dass er ebenfalls an die neue Brücke geschweißt wird.